Letzte Woche war es super heiß in Deutschland. An die 40 Grad und ich saß schwitzend im Auto auf dem Weg zum nächsten Hundepatienten. Ich klingelte und Emelie P. öffnete mir die Tür. Als ich das kühle Haus betrat, kam mir Pepe entgegen. Breite Brust und O-Beine. Ein Stafford Bullterrier. Eine beeindruckende Erscheinung. Doch eines sah ich auf den ersten Blick: Pepe hat Arthrose.

Zum einen sah ich das typische Gangbild. Das heißt, er hatte die Ellenbogen nach außen gedreht und lief sehr steif. Als wären unter seinen Vorderpfoten rohe Eier. Zum anderen vermied er es, die Treppen zur Begrüßung herunter zu steigen. Doch was genau ist eigentlich Arthrose?

Arthrose ist eine Erkrankung, die vor allem im Alter bei unseren Vierbeinern auftritt. Dank der fortschrittlichen Medizin und der optimierten Haltung, werden Hunde immer älter. So verlängert sich die Zeit des Hundes in der Familie, aber auch das Risiko, an einer Alterserkrankung zu leiden, steigt. Mittlerweile ist jeder 5. Hund in Deutschland an Arthrose erkrankt. Durch starke Beanspruchung und ein langes Leben nutzen sich die Knorpelschichten im Gelenk ab. Irgendwann reiben die Knochen aufeinander, denn der Körper kann den abgenutzten Knorpel nicht wieder herstellen. In manchen Fällen kommt es auch zu knöchernen Zubildungen im Gelenksbereich. Das sorgt u.a. für Schmerzen, welche sich im Alltag bemerkbar machen. Welche weiteren Anzeichen gibt es?

Emelie konnte beobachten, dass Pepe auf Spaziergängen nicht mehr so weite Strecken geschafft hat. Vor etwa 2 Wochen sei ihr das erste Mal aufgefallen, dass er nach ein paar Minuten begonnen hatte zu humpeln. Zudem hat er zu Hause immer wieder am Ellenbogen geknabbert und bei jeder Gelegenheit gesessen oder gelegen. Gestanden hat er nicht gerne. Andere Hunde können aber auch Steifheit nach längerem Liegen und Anlaufschwierigkeiten zeigen. Diese anfängliche Steifheit wird mit wachsender Bewegung besser. Außerdem sind nasskalte Tage und schwülwarme Zeiten, besonders schmerzhaft. Als ich das Gelenk passiv bewegen wollte, war dies für Pepe sehr schmerzhaft und ich konnte im Gelenk eine Krepitation spüren.

Was bedeutet Arthrose für den Hund? Diese Krankheit verläuft in Schüben. In guten Zeiten hat der Hund kaum Schmerzen und kann sich recht frei bewegen. Doch darauf folgen Phasen, in denen die Krankheit fortschreitet. Das heißt, im Gelenk befindet sich eine Entzündung, wodurch es anschwillt, sich erwärmt und starke Schmerzen verursacht. Danach folgt wieder eine Phase, in der die Erkrankung sich nicht weiter verschlimmert. Doch Hunde wie Pepe müssen nicht einfach damit leben. Emelie P. hatte mich angerufen, damit ich ihm ein Stück Lebensqualität zurückbringe und den Prozess verlangsame. Die Therapie setzt sich aus zwei Teilen zusammen:

  1. Therapieeinheiten bei einer Tierphysiotherapeutin
  2. Tägliche Übungen und Maßnahmen

Fangen wir mit dem Leichten an: den Alltagsanpassungen. Hunde mit Arthrose sollten weder ins oder aus dem Auto springen, noch Treppen steigen. Auch auf die Couch springen, sollte vermieden werden. Zudem muss die tägliche Gassirunde verkürzt und intensiver Sport unterlassen werden. Gleichbleibende Bewegung in einem mäßigen Tempo sind allerdinge förderlich. Fahrradfahren oder schwimmen gehören dazu. Der Spruch „Wer rastet, der rostet“ trifft hier absolut zu. Stellt man die Bewegung völlig ein, schreitet die Krankheit schnell fort. Ein gewisses Maß an moderater Bewegung ist notwendig. Vor allem Unterwassertraining und Schwimmen fördern die Beweglichkeit der Gelenke, ohne dass die Belastung des eigenen Körpergewichts Schmerzen verursacht. Spiele wie „Hol´s Bällchen“ stellen hingegen eine starke Belastung auf die Gelenke dar und sollten ganz gestrichen werden.

Arthrose fällt meistens erst in einem gewissen Stadium auf und muss manchmal mittels Schmerzmittel begleitend therapiert werden. Doch dafür sind nicht immer nur die vom Tierarzt verschrieben Medikamente gut. Auch in der Pflanzenwelt findet man viele tolle Wirkstoffe. Hier sind z.B. Teufelskralle, Ringelblume und Brennnessel gut geeignet. In aktiven Entzündungsphasen kann man das Gelenk auch mit kühlenden Quark- oder Beinwellumschlägen behandeln. In den nichtaktiven Phasen kann Wärme, wie aus einer Rotlichtlampe oder einer Moorpackung, helfen. Hier entscheidet der Vierbeiner individuell, was ihm gerade gut tut.

Und was macht der Tierphysio? Zu Beginn habe ich in Absprache mit einem Tierarzt zwei Blutegel angesetzt. In ihrem Speichel befinden sich schmerzlindernde und entzündungshemmende Stoffe. Außerdem habe ich mit Hilfe des AmpliVets, die negativen Auswirkungen, wie Schmerzen, gemildert. Im nächsten Schritt habe ich den passenden Muskelaufbau begonnen. Um ein Gelenk zu entlasten, muss man die Muskulatur stärken. In Pepes Fall waren die Ellenbogen, also die Vorderhand betroffen. Daher habe ich nebenher verstärkt die Muskeln der Hinterhand gefördert, um so das Gewicht vorne zu reduzieren und Entlastung zu schaffen. Aber auch vorne helfen stärkere Muskeln, das Gelenk zu schonen.

Ihr seht, es ist wichtig den Hund zu schonen, aber übertreibt man es, spielt man der Krankheit in die Hände. Zu viel Inaktivität lässt die Muskeln abbauen und die Belastung der Gelenke steigen. Zum Schluss möchte ich euch noch von Nahrungsergänzungsmitteln erzählen. Hier gibt es Grünlippmuschel oder Kollagenpulver. Jetzt sagen viele: „Das ist bereits in meinem Hundefutter enthalten.“ Das stimmt, aber die Menge ist meist zu gering, um tatsächlich eine positive Wirkung im Organismus des Hundes zu erzielen. Daher solltet ihr euch in diesem Fall an euren Physiotherapeuten wenden und nach der richtigen Menge fragen. Die hängt nämlich vor allem von der Größe und Gewicht eures Vierbeiners ab.

Und welche Gelenke können betroffen sein? Prinzipiell alle. Das sind leider keine schönen Aussichten, doch erfahrungsgemäß können kleine Gelenke, wie den Zehen bis hin zu großen wie der Hüfte, aber auch die Wirbelsäule betroffen sein. Das hängt vom individuellen Hund und einer gewissen Vorbelastung seiner Rasse ab. Abschließend kann immer ein Röntgenbild eine solche Diagnose stellen.

Ich könnte euch noch viel mehr zu Arthrose und den Behandlungsmöglichkeiten erzählen, doch das würde den Rahmen dieses Blogbeitrags einfach sprengen. Sollte euer Hund an dieser Krankheit leiden, könnt ihr euch sehr gerne bei mir melden und ich kann euch eine individuelle Beratung geben. In den nächsten Beiträgen erfahrt ihr Wissenswertes über andere häufige Erkrankungen des Bewegungsapparates bei Hunden und Pferden.